Zu einer Vesper, einem traditionellen christlichen Abendgebet, in dessen Mittelpunkt die Pfeifenorgel der neuapostolischen Kirchengemeinde stand, waren zahlreiche Besucher nach Vöhringen gekommen.
So wie Jesus beim Einzug in Jerusalem Zweige und Kleider zu Füßen gelegt wurden, ließen Organisten aus den neuapostolischen Gemeinden Vöhringen und Sigmarswangen und der evangelischen Kirchengemeinde Wittershausen dieses Instrument zum Lobpreis des Gottessohnes erklingen.
Die klar und schlicht aufgebaute Orgel mit Freipfeifenprospekt, 12 Registerzügen auf zwei Manualen und Pedal, steht am höchsten Punkt des Sakralraums der neuapostolischen Kirche in Vöhringen. Mit seiner barocken Klangpracht hat Orgelbauer Andreas Offner aus Kissing ein historisches Klangbild mit einem unverwechselbaren und individuellen Ton geschaffen. Die Zusammenstellung der Register orientiert sich am klassischen französischen Orgelbau.
Welche vielfachen klanglichen Kombinationen für Gottesdienst und Konzert mit diesem Instrument möglich sind, zeigte dieser Abend. Der jubelnde Einzug Jesus in Jerusalem am Palmsonntag wurde von Silke Bouikidou, Organistin der evangelischen Kirchengemeinde Wittershausen mit der „Fantasie in C-DUR“ von Johann Sebastian Bach beschrieben, einem Vortrag, bei dem alle Register der Orgel gezogen wurden und diese ihre gewaltige Tonvielfalt und Klangfülle zeigte. Andreas Aigner aus der Gemeinde Vöhringen wählte seinen Vortrag „Benedictus- Cromhorne en taille aus der messe à l‘usage des paroissses“ des französischen Komponisten Francois Couperin, weil dieser exakt für die in der Orgel verwendeten Zungenregister geschrieben wurde. Still und getragen mit sanften Stimmen zeigte er ein ganz anderes Bild der Orgel. Mit wechselnden Klangfarben der „Partita über „Mache dich mein Geist breit“ von Klaus Michael Fruth, erweiterte er das Spektrum dieses Instruments noch einmal. Aus Bachs Notenbüchlein wählten Silke Bouikidou „Wenn wir in höchsten Nöten sein“ und Nico Maurice Schumann aus der neuapostolischen Kirchengemeinde Sigmarswangen „Herzlich tut mich verlangen“, um diese Werke mit beeindruckenden Registrierungen vorzutragen.
Neben Lesungen zum Lobpreis Gottes (aus Daniel 3 Verse 17-23) und des Christushymnus (aus Philipper 2 Verse 5 -11), griffen Ralf Vetter an der Orgel und Sabine Schönleber (Querflöte) noch einmal den Palmsonntagsgedanken auf mit dem Werk von Mark Krunis „Jesus kommt“. Durch Bachs Präludium und Fuge in g-Moll öffnete Ralf Vetter den Ausblick auf Karfreitag, während das von Andreas Scheu aus Vöhringen vorgetragene Orgelstück „Ich brauch dich allezeit“ von Henry Dalle Carbonare, mit seinem intensiven Vortrag an das innige Gebet Jesu im Garten Gethsemane erinnerte.
Ein jüdischer Segenswunsch, stimmte zum Ende der Vesper nachdenklich und verdeutlichte wie die Liebe und das Wesen Jesu, von jedem einzelnen gelebt werden können. Lob und Dank brachten die Besucher in dem gemeinsam gesungenen Abendlied „Der Tag mein Gott ist nun vergangen“ zum Ausdruck.