Bereits seit längerem hatte es sich abgezeichnet. Die Eigenständigkeit der Gemeinde Marschalkenzimmern würde unter Berücksichtigung aller Zu- und Umstände auf Dauer nicht möglich sein.
Begleitet von vielen Gebeten, wie Apostel Martin Schnaufer den Glaubensgeschwistern in Marschalkenzimmern versicherte, hatte sich die Kirchenleitung deshalb zu Beginn des Jahres dazu entschlossen, eine Mitgliederbefragung unter den Gläubigen der Kirchengemeinde durchzuführen. Alle waren dazu aufgerufen, sich dahingehend zu äußern, welcher Gemeinde man künftig angehören möchte und wann man den richtigen Zeitpunkt für eine Gemeindeschließung als für gekommen halte. Mit der Gemeinde Aistaig, die ebenfalls zu diesem Gottesdienst eingeladen war, bestand in den letzten vier Jahren eine enge Zusammenarbeit. Etliche Glaubensgeschwister haben sich deshalb für Aistaig, andere für die Bezirksgemeinde in Dornhan, zu der nach wie vor Verbindung vor allem im Bereich der Jugendarbeit bestanden hat, als ihre neue Heimatgemeinde entschieden.
Am Donnerstag, 2. Juli 2015 war es dann soweit. Apostel Martin Schnaufer und Bischof Urs Heiniger ließen es sich nicht nehmen, die Gemeinde bei diesem weitreichenden Schritt zu begleiten und in den Herzen die Dankbarkeit für all das Gute der Vergangenheit, gleichzeitig aber auch Mut für die Zukunft zu wecken. Sie bestärkten die Gläubigen in der Gewissheit, dass trotz des nun für den Einzelnen sehr einschneidenden und mit mancher Wehmut begleiteten Schrittes, nichts was für und in der Gemeinde getan wurde, vergeblich gewesen sei. Alles was wichtig und wertvoll sei, habe auch künftig Bestand und könne mitgenommen werden.
Seiner Predigt legte Apostel Martin Schnaufer das Bibelwort aus 2. Thessalonicher 1, 3 zu Grunde: „Wir müssen Gott allezeit für euch danken, liebe Brüder, wie sich’s gebührt. Denn euer Glaube wächst sehr und eure gegenseitige Liebe nimmt zu bei euch allen“.
Sich selbst zu prüfen, ob Glaube und Liebe auch wirklich gewachsen seien, dazu forderte der Apostel die Anwesenden auf. Der Glaube komme aus der Predigt. Deshalb gelte es auch genau hinzuhören. Er sei mehr als nur ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. Glaube könne die Tür zu mehr Gotterleben sein, so Bischof Urs Heiniger in seinem Wortbeitrag. Als weitere Punkte die unter dem Gesichtspunkt wachsender Glaube betrachtet werden sollten, nannte Apostel Martin Schnaufer den Glauben an die Liebe Gottes und an die Verheißung der Wiederkunft Jesus Christi. Zur wachsenden Liebe, wie es der zweite Teil des Bibelwortes beschreibt, gehörten die zunehmende Vergebungsbereitschaft und die Liebe zum Nächsten. Mit der Aufforderung, das Heil in Jesus Christus nicht nur für sich selbst in Anspruch nehmen zu wollen, sondern es auch anderen zu gönnen und mit dazu beizutragen die Liebe Gottes erfahrbar zu machen, beendete der Apostel seine Predigt.
Weiterer Schwerpunkt dieses letzten Gottesdienstes in Marschalkenzimmern, war die Ruhesetzung zweier Seelsorger, die über lange Jahre hinweg mit viel Liebe und Einfühlungsvermögen ihre ehrenamtliche Aufgabe innerhalb der Kirche wahrgenommen haben. Priester Gerd Vetterkind ist seit 33 Jahren ehrenamtlicher Seelsorger und war ursprünglich in der Gemeinde Dornhan tätig. Während der letzten 17 Jahre seiner Amtstätigkeit wirkte er in der Gemeinde Aistaig. Dort unterstützte er die jeweiligen Vorsteher der Gemeinde bei der Durchführung der Gottesdienste, im Seelsorge- und Krankenbesuch und brachte sich in vielen weiteren Aufgaben, u.a. in den Unterrichten und nicht zuletzt auch als Chorsänger innerhalb der Gemeinde mit ein. Diakon Horst Kohler, der aus Marschalkenzimmern stammt, ein „Eigengewächs“ wie Apostel Martin Schnaufer bemerkte, war insgesamt 38 Jahre lang ehrenamtlich in der neuapostolischen Kirche tätig. Während dieser langen Zeit hatte er vor allem einen ganz besonderen Draht zu den Kindern. Sonntagsschule, Religionsunterricht, Planung und Mitgestaltung von Veranstaltungen der Gemeinde oder auch des ganzen Kirchenbezirks für und mit Kindern, überall war er mit tollen Ideen und einem weiten Herzen mit dabei. Der Apostel bedankte sich bei beiden Seelsorgern und wünschte ihnen für die Zeit im Ruhestand alles Liebe und Gute.
Der seitherige Vorsteher der Gemeinde Marschalkenzimmern, Priester Kurt Ammann, wird seinen Auftrag als ehrenamtlicher Seelsorger der neuapostolischen Kirche künftig in der Gemeinde Aistaig ausüben und den dortigen Vorsteher unterstützen. In einer kurzen Ansprache bedankte sich Apostel Martin Schnaufer bei Priester Kurt Ammann für sein Wirken als Vorsteher von Marschalkenzimmern während der letzten 16 Jahre. Daraufhin entband er den Gemeindeleiter von seinem Vorsteherauftrag. Seine Bereitschaft, zukünftig in Aistaig mithelfen zu wollen, freute den Apostel ganz besonders. Wie der Apostel betonte, werden die weiteren Amtsträger der Gemeinde ihren Auftrag künftig ohne zusätzliche Bestätigung in der Gemeinde ausführen, für die sie sich ganz persönlich entschieden haben.
Abschließend galt es, den letzten Schritt zu tun. Nach dem Verlesen einer Kurzchronik, in der noch einmal ein Rückblick auf die Entwicklung der Gemeinde Marschalkenzimmern gehalten wurde, nahm der Apostel im Rahmen des Schlussgebets die Profanierung des Kirchengebäudes vor. Durch die Entwidmung gilt die Kirche nicht mehr als geweihter Raum für gottesdienstliche Zwecke, sondern als gewöhnliches Gebäude.
Nach dem Gottesdienst waren alle Besucher zu einem Imbiss eingeladen. Viele nutzten die Gelegenheit, mit dem Apostel und Bischof noch ein persönliches Wort austauschen zu können. Dass Apostel i.R. Wolfgang Bott ebenfalls anwesend war und sich gerne Zeit für ein paar Augenblicke der ungezwungenen Gemeinschaft nahm, löste in vielen Herzen eine besondere Freude aus.
CA/RB